In einer kurzen Ansprache zur Begrüßung der zahlreichen Gäste und Mitglieder anlässlich der BÜB+ Aufstellungsversammlung für die Liste zur Gemeinderatswahl fragte der Vorsitzende der BÜB+: "Wie wichtig ist das Alter eines Kandidaten? Das ist doch nur eine Zahl!"
Hintergrund war die vorherige Bitte des Südkurier, jeder Kandidat möge doch bei der persönlichen Vorstellung sein Alter nennen. Diese wurden dann auch akribisch addiert, um auf ein statistisches Durchschnittsalter der Kandidaten im Vergleich zu dem Durchschnittsalter der Kandidaten anderer Listen zu kommen. Was bringt denn das? Sagt das auch nur das Geringste über die Leistungsfähigkeit, das Wissen, die Lebenserfahrung eines Kandidaten, einer Kandidatin aus? Ist es zwingend besser, wenn das Durchschnittsalter 46 Jahre ist, das der anderen "nur" 65 Jahre?Keine Frage, es wäre überaus erfreulich, wenn sich mehr - auch jüngere, weibliche wie männliche - Kandidaten zur Wahl stellen könnten. Ich schreibe ausdrücklich "könnten", denn wer hat im Streß des heuten Tagesablaufes noch die Zeit, neben Beruf, Familie und - ja, auch privaten Hobbys - sich ehrenamtlich (!) für ein politisches Amt zur Verfügung zu stellen?
In einem der vielen Artikel diese Buches beschäftigt sich Prantl auch mit dem Älterwerden der Menschen. (Anmerkung: Zumindest mit dem der mitteleuropäischen Menschen, in den weltweiten Kriegs- und Hungergebieten dürfte es eher geringer werden.) Zitate:
"Das längere Leben ist eine kleine Auferstehung. Binnen eines Jahrhunderts haben die Menschen zwei Lebensjahrzehnte hinzugewonnen."
"Die Lebenszeiten haben sich den Jahreszeiten angenähert. Früher bestand ein Leben aus Frühling, Sommer und Winter, also Kindheit, Arbeit, Sterben. Mit den geschenkten Jahren ist nun ein langer Herbst dazu gekommen."
"Das große und lange Altern ist so neu, dass die Menschen es erst noch gründlich lernen müssen. ... Es wird die Gesellschaft menschlicher machen, weil die älteren Menschen Zeit haben - Zeit für die Dinge, für die die Jungen keine Zeit haben. Es wird die Gesellschaft klüger machen, weil die älteren Menschen Erfahrungen haben - Erfahrungen, die die Jungen noch nicht haben."
Bezogen auf die überdurchschnittlich vielen älteren Kandidaten und Bewerber um einen Sitz im Gemeinderat heißt das für uns: Seien wir froh, dass wir auf jeder Liste, egal welche Farbe sie hat, die Älteren haben, die den langen Herbst des Lebens nutzen wollen, ihre Erfahrungen aus Jahrzehnten für die Gemeinschaft einzubringen. Alleine das zählt. Nicht gezählte und addierte Jahre. (Dirk Diestel)
Link zu einem Bericht dazu auf "Senf zu X"
Danke, wunderbares Plädoyer für die Achtung der älteren Generation, die für manch einen Politiker schon zu einer Art von Plage und gut für Negativeinschätzungen ist - "Überalterung der Gesellschaft". Danke! Monika Spiller, Überlingen (70+)
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