Donnerstag, 2. Juni 2022

Photovoltaik auf Ackerland? Strom oder Weizen?

Ackerbau und Photovoltaik müssen sich nicht gegenseitig ausschließen (Foto Hofgemeinschaft Heggelbach)
    
 
 
 
 
Aktuell muss der Gemeinderat über einen Antrag entscheiden, in dem ein Investor südlich von Bonndorf etwa 5.6 ha bestes Ackerland mit einer Photovoltaikanlage überbauen will. Der Ortschaftsrat hat sich zuletzt einstimmig dagegen ausgesprochen. Für jeden Gemeinderat ist das eine Zwickmühle, sich zu entscheiden. Was ist wichtiger: Die Produktion von Nahrungsmitteln oder die Förderung von alternativen Energien?

Die zwei BÜB+ Stadträte Kristin Müller-Hausser und Dirk Diestel haben sich festgelegt: Es ist für sie undenkbar, dass eine hochwertige landwirtschaftliche Fläche überbaut wird. Es gibt massenhaft Flächen, die besser geeignet sind. Und sie lehnen es ab, gegen einen eindeutigen Beschluss des Ortschaftsrates zu stimmen. In der GR Sitzung am 1.6.22 haben sie ihren Standpunkt in einer Erklärung dargelegt, hier der Wortlaut:

Die BÜB+ lehnt den Antrag auf einen Bebauungsplan für die geplante PV Anlage in Bonndorf ab. Dafür haben wir zwei Gründe:

1.    Der Bonndorfer Ortschaftsrat ist ein von den Bürgern demokratisch gewähltes Gremium, dass dieses Vorhaben einstimmig abgelehnt hat. Nach unserem Wissen nicht mehrheitlich, wie es in der Sitzungsvorlage steht. Für uns ist es nicht denkbar, ein so eindeutiges Votum der gewählten Bürgervertreter zu ignorieren. Auch ist es für uns undenkbar, dass Investoren bestimmen, wie unsere alte Kulturlandschaft auch optisch verändert wird!

2.    Wir haben mit Fachleuten und Bonndorfer Bürgern intensiv über das Projekt gesprochen. Zwar ist es zu kurz gegriffen, wenn man die geplante PV Anlage lediglich auf den Konflikt „Weizen oder Strom“ reduziert. In diesem Fall hat unserer Meinung nach jedoch die Erzeugung von Lebensmitteln eindeutig Vorrang, zumindest an dieser Stelle mit hohem Bodenwert. Deutschland produziert aktuell nur noch etwa 50% des benötigten Getreides für Nahrungszwecke selbst, über viele Jahre lang nach dem 2. Weltkrieg hatten wir noch exportiert! Die aktuelle Situation zeigt, wie gefährlich Abhängigkeiten sind.

Wir sehen durchaus die dringende Notwendigkeit, durch erneuerbare Energien schnellstmöglich fossile Energieträger abzulösen und Energieausfälle zu kompensieren. Dafür haben wir allerdings riesige bereits versiegelte Flächen, die optimal doppelt genutzt werden können. Zum Beispiel müssen schnellstmöglich Voraussetzungen geschaffen werden, dass private und öffentliche Großparkplätze mit PV überdacht werden, dass die Dächer unserer städtischen Gebäude genutzt werden.


Und wenn das noch nicht reicht, gibt es auch auf Überlinger Markung viele Flächen, die unter dem Begriff Agri-PV mit PV überdacht werden können. Das renommierte Fraunhofer Institut hat dazu intensiv Forschung betrieben, die Hofgemeinschaft Heggelbacher macht es in Herdwangen bereits vor.
Das würde auch Unmengen an Hagelschutznetzen sparen, die nach einigen Jahren als Sondermüll entsorgt werden müssen und Quelle von Mikroplastik sind. Eine Versiegelung von bester Ackerfläche mit lediglich einem Nutzen ist für uns undenkbar.

Gerne hören wir Ihre Meinung dazu, schreiben Sie uns!

Ergänzung: Der Gemeinderat hat beschlossen, die Entscheidung bis zu einer Klärung des Bodenwertes (Bodengüte) zurück zu stellen.