Montag, 20. März 2017

Villensterben (*)

Am 6.3. schrieben wir schon kurz über das Überlinger Villensterben *, dass sich jetzt sogar die Stadt über ihre 100% Tochter SWÜ an dem Trauerspiel beteiligt.
Am vergangenen Mittwoch war das Thema Inhalt einer Bürgerfrage im Gemeinderat. Der Bürger fragte an, ob es in der Mühlenstraße nicht zu verhindern sei, dass dort an Stelle der Villa Braus so ein riesiges "quadratisch, praktische "gutes" Gebäude hingestellt wird. Das, ebenso wie gleich gegenüber, doch unmöglich in die Straße passen würde, zumal doch nach §34 zumindest ein "Einfügen" notwendig sei.

Hier die zwei geplanten Objekte zunächst im Foto, wie es auf den Bauschildern gezeigt wird:
Hier war bisher die Villa Braus

Oben das geplante Gebäude auf dem Grundstück der ehemaligen Villa Braus, unten gegenüber links von dem Ärztehaus Merkelbach.

Fügt sich ein in die Umgebungsbebauung?
Die Stadt habe keinen Einfluß
auf die Pläne der Bauherren, weil sich nach §34 die Gebäude nur in die Umgebungsbebauung einfügen müssten, erklärte lapidar wieder einmal Baubürgermeister Längin. Man fragt sich allerdings, wie diese Bauwerke sich einfügen.
Und man fragt sich, wie andere Städte es schaffen, auch ohne Bebauungsplan (warum eigentlich gibt es dort keinen??)  das Gesicht ihrer Stadt zu erhalten.

Der Text des §34/1 sagt: " ... ein Vorhaben ist zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist."

Diese zwei Bauvorhaben fügen sich keinesfalls in die Eigenarten der Umgebung ein! Flachdächer mit Penthouse sind hier bisher nicht vorhanden. Allerdings werden nun Präzedensfälle für zukünftige Bauten geschaffen.  
Wie kann unser Bauamt so etwas genehmigen?
Geht man bequem einfach den Weg des geringsten zu erwartenden Widerstandes in der Erkenntnis, dass finanzstarke Bauherren sofort vor Gericht ziehen? Auch wenn der GR/Bauauschuss in Überlingen leider nichts mehr entscheiden darf: Warum verlangt man dort nicht wenigsten Einsicht in die Baupläne, wenn es um so exponierte Bereiche geht? Oder: Warum werden sie vom Bauamt nicht freiwillig vorgelegt? Und: warum müssen die Bürger so etwas vom Baustellenschild erfahren?

Die Stadt hat Einfluss (wenn sie will...)!

Gegenstand der Bürgerfrage war auch die Villa Wagner neben der Therme. Einen Tag nach der GR Sitzung hat der Aufsichtsrat des 100% städtischen Tochterunternehmens SWÜ beschlossen, diese Villa zu Gunsten von Parkplätzen(!!) abzureissen. Wer genehmigt das? Natürlich das Bauamt, das angeblich keinen Einfluss auf Pläne der Bauherren habe? Welch ein Widerspruch! Provisorische Parkplätze könnte man während des Parkhausbaus auch entlang der Bahnhofstraße anlegen, dafür muss keine Villa fallen. Selbst wenn es nicht die schönste (weil verwahrloste) Villa ist: Es ist ein Stück Überlinger Geschichte.

* Wie schrieb eine Überlingerin so treffend in einem Leserbrief an den Südkurier: "Villen sterben nicht, sie werden plattgemacht!" Dem ist nichts hinzu zu fügen.


Montag, 13. März 2017

Profilneurosen

In der vergangenen Woche freuten wir uns darüber, dass es Dank der BÜB Aktivitäten zumindest geschafft wurde, die 49 Bäume an der Promenade und auch die Baresel Plattform zu retten. Wir erhielten viele zustimmende Rückmeldungen, dafür danken wir herzlich. Es gab aber auch öffentliche Kritik eines FWV Stadtrates: Es sei profilneurotisch(*), wenn die BÜB sich diesen Erfolg auf die Fahnen schreiben würde. Der Südkurier Artikel dazu. Dankenswerterweise hat der Südkurier die Begründung des Vorwurfes sofort widerlegt.

Natürlich wäre es ohne die 300 engagierten Bürger, die in Nußdorf bei der vom GR beschlossenen Bürgerbeteiligung zum Thema Promenade massiv auf den Erhalt der Bäume drängten, gegen die vorgelegte Planung des Gemeinderates und der Architektin nicht möglich gewesen, diese zu retten. Dass aber diese Bürger zum Thema sensibilisiert wurden, war einem ersten Bericht in www.büb.info bereits am 25.5.16 , dann massiv aber auch der Veröffentlichung des "rote Punkte Plans" im SÜDKURIER am 3.6.16 zu verdanken. Dass wir sehr glücklich über den dann erzielten Erfolg sind, hat nichts mit einer "Profilneurose" der BÜB oder ihrer Sprecher zu tun.

Letztendlich ist es auch egal, wer für sich den Erfolg verbuchen darf: Hauptsache, die Promenadenbäume bleiben und wir können unser Eis im Schatten darunter genießen.
 
* Wikipedia zu Profilneurose: "In diesem Zusammenhang wird auch häufig umgangssprachlich von einer 'Profilneurose' gesprochen und bezeichnet Verhaltensweisen von Personen, die ihre Kompetenz aus Minderwertigkeitsgefühlen ständig unter Beweis stellen müssen. Der Duden definiert den Begriff als „neurotische Angst, (besonders im Beruf) zu wenig zu gelten“ sowie „das daraus resultierende übersteigerte Bemühen, sich zu profilieren."

Also, Minderwertigkeitskomplexe in irgendeiner Form haben wir bei der BÜB wirklich nicht.

Montag, 6. März 2017

Liebe BÜBler,

die denkmalgeschützte Platanenallee und andere Bäume sind weg. So auch die wunderbare 35 Meter hohe Doppelpappel, die mitten in der stabilen Sandstein Trockenmauer wuchs. Man begreift es nicht: In diesem Bereich war doch gar keine Uferabflachung geplant, dieser riesige Baum hätte doch weiterleben können.

Am vergangenen Samstag war LGS Baustellenbegehung, viele Bürger waren dabei. Und viele zeigten sich entsetzt, wie roh und brutal die Bäume entfernt wurden. Aber auch von der Uferneugestaltung im Westen, wo man jetzt schon sehr deutlich sieht, dass es wohl nichts wird mit den bequemen freien Seezugängen. Anschließend war dann "Bürgerbeteiligung" in Nußdorf: Wie soll der Bürgerpark nach der LGS werden? Der "lustigste" Vorschlag: Ein Baumhaus Hotel. Man fragt sich, in welchen Bäumen das noch realisiert werden soll?

Die BÜB war nicht ganz erfolglos

Nur durch unsere massiven Aktionen kam ans Tageslicht, dass an der Promenade nahezu sämtliche Bäume entfernt werden sollten (Mommsen Zitat: "Eine baumlose italienische Piazza"). Und auch die Baresel Plattform bleibt nun zu unserer großen Freude erhalten. Fast schade: Eine weitere LGS Attraktion (neben dem nicht möglichen Cafe im Stellwerk und der nicht zulässigen Plattform im See) aus dem so "tollen" Mommsenplan ist wohl auch nicht zu realisieren. Der Höhensteg im Ochsengraben. Die LGS und der Baubürgermeister versuchen es weiterhin zu verheimlichen, aber das Projekt ist tot. Abgesehen davon, dass der Eigentümer angeblich keine Pfähle auf seinem Grundstück zulässt, müssten diese nach den Baugrunduntersuchungen 8-10 Meter tief in den Boden führen, bis sie auf Fels stoßen. Das ist schlicht unbezahlbar. Wann lassen Stadt und LGS die Wahrheit aus dem Sack?

Das Überlinger Villensterben 

ist unübersehbar, allseits beklagt. Man könne da als Stadt nichts machen, sagt Baubürgermeister Längin. Und nun das: Die Villa Wagner, direkt neben der Therme, soll für Parkplätze(!) abgerissen werden. Sie gehört den SWÜ, also der Stadt. Es wurden schon Bäume gefällt, damit die Therme Mitarbeiter direkt vor der Tür parken können. OK, die Wagnervilla ist nicht die allerschönste, aber eben auch ein Stück Überlinger Geschichte. So wie die Villa Trabold gleich daneben, die auch immer mehr verfällt. Angeblich weiß der Gemeinderat offiziell von den Abrissplänen nichts!