Sonntag, 4. September 2016

Foundation Franz Weber schreibt an OB Becker


Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Becker!
Die Foundation Franz Weber (FFW) wurde 1975 gegründet. Sie setzt sich in der Schweiz, in Europa sowie weltweit erfolgreich für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt ein. Dank Hinweisen aus der Bevölkerung gelingt es der FFW immer wieder - manchmal in letzter Minute - Tiere und Pflanzen zu retten und die Umwelt zu schützen.
So hat die FFW beispielsweise 2015 entschieden dazu beigetragen, dass im Tägermoos am Seerhein (zwischen Boden- und Untersee bei Kreuzlingen im Kanton Thurgau) zwei Drittel einer imposanten Pappelallee gerettet werden konnten. Die gesamte Allee sollte auf Weisung der Stadt Konstanz beseitigt werden; angeblich krankheitshalber. Mit einem Gutachten konnte die FFW erreichen, dass die Fällung der verbliebenen Bäume nicht nur einstweilig gestoppt, sondern schliesslich ganz abgesagt wurde. Alle gefällten Bäume sind ausserdem durch Jungpappeln ersetzt worden, und die Allee wird nun sogar verlängert bis zur deutschen Grenze. Eine schöne Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten: Bäume, Bevölkerung und Behörden. Sehr gerne möchten wir diese Erfolgsgeschichte in Überlingen zur Nachahmung empfehlen!
Mit grosser Besorgnis haben wir zur Kenntnis genommen, dass in Überlingen über 150 alte - teilweise uralte - Bäume gefällt werden sollen. Diese alten Riesen sollen Platz machen für die Landesgartenschau 2020. Die Fondation Franz Weber kann nicht nachvollziehen, warum in dem geplanten, rund sechs Hektar großen Bürgerpark kein Platz sein soll für diese alten Bäume. Da muss in der Planung einiges total schief gelaufen sein! Eine Erfahrung, welche die FFW leider immer wieder machen muss. Planer, insbesondere Landschaftsarchitekten missachten oft gewachsene Strukturen. Sie planen ihre «Natur» ohne Rücksicht auf die bereits vorhandenen Bäume und Sträucher. Will Überlingen tatsächlich «neues, ökologisches Grün entstehen lassen»
(Text Homepage Landesgartenschau 2020), aber gleichzeitig die vorhandenen, ökologisch extrem wertvollen alten Bäume zerstören?
Bäume zählen zu den prägendsten Landschaftselementen im Freiraum so wie im Siedlungsraum. Insbesondere alte Bäume und Alleen leisten einen wichtigen Beitrag zur Naturentwicklung im Siedlungsraum. Große und alte Bäume sind ökologisch besonders wertvoll und werden von einer Vielzahl an Tieren, Pilzen, Flechten und Moosen bewohnt. Oft dauert es daher Jahrzehnte, bis neugepflanzte Bäume einen ähnlich hohen ökologischen und landschaftsprägenden Wert aufweisen.
Für viele Menschen sind alte Bäume wie alte Freunde: Sie gehören einfach zu ihrem Leben. Fehlen sie eines Tages, hinterlassen sie grosse Lücken, die sich nicht so ohne Weiteres schliessen lassen.

In diesem Sinne bitten wir Sie, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Becker, die Planung für den Bürgerpark der Stadt Überlingen nochmals zu überprüfen und den alten Riesen eine Chance zu geben. 

Vera Weber
Präsidentin Fondation Franz Weber

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