Freitag, 26. August 2016

Frau Becker irrt!

"Seit Wochen füllen Informationen, leider auch viele Falschinformationen, die Spalten der lokalen Zeitung. Besonders Verfasser von Leserbriefen werfen Tatsachen, Behauptungen und falsche Folgerungen kunterbunt durcheinander." Diesen Satz schreibt Frau OB Becker in ihrer Antwort an den Schriftsteller Martin Walser, der mit einem treffenden Goethe Zitat kürzlich in die Diskussion um die vom Abholzen bedrohte denkmalgeschützte Platanenallee eingegriffen und sich für den Erhalt von den alten Bäumen ausgesprochen hat.

Das große Problem: Seit Monaten und Jahren werden die Bürger falsch informiert. Das beginnt damit, dass immer wieder behauptet wird, die Überlinger hätten sich in dem Bürgerentscheid 2013 für den Mommsenplan ausgesprochen. Das ist grundfalsch: Man hat sich nur für oder gegen die Ausrichtung der LGS im Jahr 2020 aussprechen können. Aber selbst, wenn es so gewesen sein sollte, dass der Mommsenplan Grundlage war: Damals wurde uns unmittelbar vor dem Bürgerentscheid Vieles versprochen, was heute vom Tisch ist: So wurde in Worten und in Texten der Erhalt, ja sogar die Ergänzung der Platanenallee versprochen. Der Mommsenplan sah einen flach auslaufenden Sandstrand (wie im Ostbad) in zwei Bereichen vor-heute sind daraus zwei terrassierte Flächen mit drei jeweils 70cm hohen Mauern dazwischen geworden. Unten zugewachsen von Röhricht, also Schilf. Oder durch den berühmten "Strandrasen". Das hat gar nichts mit Rasen zu tun! Dicke, mindestens 120mm starke Kiesbollen, dazwischen Pflanzen, die die ständige Überschwemmung im Sommer aushalten müssen. Ein toller Seezugang! Wenn nur eine einzige der gezüchteten "Bodensee-Vergissmeinicht" dort heimisch wird, ist es mit dem Zugang ohnehin vorbei.

Die Idee des Cafés im Stellwerk war toll, nur leider nicht überlegt. Die Bahn braucht ihr Stellwerk selbst. Der tolle Schwimmponton vor dem Campingplatzbereich-niemals realisierbar, weil nicht genehmigungsfähig. Und so weiter.
Das waren die Falschinformationen, mit denen die Bürger geködert wurden. Ja, auch ich, der von Frau Becker als "Protagonist" der BÜB abgekanzelte. Ich war begeistert von der Idee einer LGS, sah es als toll für die Stadt an. Ich war eines der ersten Mitglieder im Verein der Freunde der LGS. Auch ich fühle mich durch die vielen -immer noch andauernden - Falschinformationen der OB, der Stadt und der LGS GmbH reingelegt.

Wie kann es ein Irrtum sein, ein "Baumretter" zu sein? Es ist vielmehr ein gewaltiger Irrtum zu glauben, dass das Abholzen von alten Bäumen unter dem Vorwand eines "ökologischen Vorteils" der sinnvollere Weg ist. Ein ökologischer Vorteil, der laut LGS Gutachten 119.000 Ökopunkte beträgt. Das ist nichts! Die Umwandlung von 1ha Acker hin zu einer Streuobstwiese bringt mehr. Dafür sterben 160 Bäume.
"Information ist nicht Wissen" zitiert Frau Becker und erklärt damit alle, die nicht Ihrer Meinung sind, für uninformiert und damit wohl für dumm? Sie weiß doch seit vielen Wochen, dass die Allee unter Denkmalschutz steht, hat es aber trotz vieler Gelegenheiten nicht für nötig gehalten, dies den Bürgern kund zu tun. Wie kann eine Oberbürgermeisterin, die einer Verwaltung vorsteht und damit sozusagen die Informationshoheit hat, diese wichtige Information den Bürgern vorhalten? Lässt den Graben immer tiefer werden?

Nein, im Gegensatz zu Goethe leben wir zum Glück nicht mehr in einem Obrigkeitsstaat. Der "Schultes" ist kein allmächtiger Alleinherrscher mehr in seinem Dorf. Heute hat der Bürger Rechte und die nutzen die BÜB und die mindestens 3500 Bürger, die sich mittlerweile für die Rettung der Baumallee und der alten Trockenmauer ausgesprochen haben. Die Gerichte urteilen heute anders als vor drei Jahrhunderten. Fehlinformation durch Verwaltungen wird nicht mehr toleriert. Und das versprechen wir: Gegen die grundlose Ablehnung unseres Antrages auf einen Bürgerentscheid werden wir klagen. Damit endlich die Bürger entscheiden können, was sie möchten. Denkt an das Urteil von Nagold!

Und nein, zum 1000. mal: Wir wollen die LGS nicht kaputt machen, auch wir wollen sie als eine Möglichkeit, die Stadtentwicklung voran zu bringen. Aber nicht auf Kosten von uralten Bäumen, die man mit Willen und Phantasie problemlos in die Planung integrieren kann. Eine Planung, die ebenfalls Seezugänge ermöglicht. Eine Planung, die die Radfahrer im Schatten der herrlichen Allee fahren läßt und nicht eingezwängt schattenlos zwischen Bahnlinie und Straße.

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