Mittwoch, 24. Juni 2020

Blühwiesen statt Mais

Unter dieser Schlagzeile berichtete die Süddeutsche Zeitung vor einigen Tagen über die Idee von einigen Stromversorgern, statt der Monokultur Maisanbau für Biogasanlagen vermehrt auf insekten- und bienenfreundliche Blühwiesen zu setzen. Ist das mehr als ein Marketinggag, um möglicherweise von Versäumnissen bei der Erzeugung von nachhaltigem Strom (Ergänzung der BÜB+: Zum Beispiel durch Wasserkraft) abzulenken, fragt die SZ?

Blumenwiese statt Maismonokultur
"Bienenstrom" heißt beispielsweise das Angebot der Stadtwerke Nürtingen, die seit zwei Jahren den Anbau von Wildpflanzen statt Mais fördern. Diese Wildblumen erzielen nach Berechnungen etwa 65% der Energie von Mais. Deshalb unterstützen manche Energieversorger die Landwirte finanziell, um den Umstieg von Mais hin zu Blühwiesen zu erleichtern. Gleichzeitig aber fördert man dadurch den Erhalt der Artenvielfalt von Insekten. Beliebt sind diese Bühwiesen als Rückzugsgebiet auch bei größeren Tieren wir Fasanen, Rebhühnern und Hasen. Siehe auch ein BUND Projekt.

Solarthermie: So nicht!

Statt fast 10.000qm Grünfläche im Bereich des Holzschnitzelhackwerkes durch Solarthermieplatten zu versiegeln, damit den Boden der Landwirtschaft zu entziehen, muss zumindest eine Aufständerung der Anlage diskutiert werden. So könnte unter den Platten sicherlich weiterhin eine geeignete Bewirtschaftung erfolgen. Zum Beispiel mit Blühwiesen. Der Hinweis auf "deutlich höhere Kosten" und deshalb Ablehnung der Aufständerung durch den Geschäftsführer der SWSee genügt uns nicht. Wir erwarten eine genaue Berechnung der Mehrkosten, wobei diese Kosten keinesfalls das einzige Entscheidungskriterium sein dürfen. In Zeiten von massiven Geländeversiegelungen durch Baumaßnahmen muss auch Überlingen wenigstens einen kleinen Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt leisten. Da darf es keine Rolle spielen, dass die geplante riesige Solarthermieanlage (nicht zu verwechseln mit Photovoltaik!) vielleicht ein Beitrag zu mehr alternativer Energiegewinnung sein kann. Berechnungen dazu wurden bisher nicht vorgelegt.

Wir dürfen dafür jedoch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten: Alternative Energie stark zu Lasten von Grünflächen ist nicht hinnehmbar. Schon gar nicht im städtischen Bereich. Unser Aufruf an das Stadtwerk am See: Wenn Unsummen (man spricht von 800.000 Euro) verfügbar waren, um ein angeblich beschädigtes Wasserdruckrohr des Wasserkraftwerkes am Mantelhafen zu verfüllen, statt die Anlage einem interessierten Verein für eine umweltfreundliche Nutzung zu überlassen, sollte der finanzielle Aufwand einer bodenfreundlichen Aufständerung der Solarthermieplatten im Vergleich gering sein. In der kommenden Gemeinderatssitzung soll entschieden werden, ob der Bebauungsplan zu Gunsten der Solarthermieanlage geändert wird. Die BÜB+ wird zumindest nachdrücklich für eine Aufständerung eintreten. Aber auch für eine vorherige Untersuchung, ob die riesigen Glasflächen möglicherweise zu Spiegelungen und damit zu Beeinträchtigungen der Anwohner führen.

Innerstädtische Blühwiesen

Im vergangenen Jahr hatte die BÜB+ im Gemeinderat einen Antrag an die Verwaltung gestellt, möglichst viele öffentliche Flächen zu Blühwiesen umzugestalten. Mitgeliefert wurde eine Liste zur Prüfung von etwa 50 möglichen Standorten, die wir nach Hinweisen von Bürgern zusammengestellt hatten. Der Antrag wurde angenommen, auch wurden einige der vorgeschlagenen Standorte untersucht. Aktuell allerdings finden sich noch keine neu angelegten Blühwiesen in Überlingen, wie ein Bürger feststellte. Stattdessen würden die Grasflächen weiterhin regelmäßig gemäht. Die BÜB+ mahnt die Umsetzung des Beschlusses an.

Dienstag, 23. Juni 2020

Sachbeschädigung

Um es vorweg zu nehmen: Jegliche Schmiererei an Wänden, auch sogenannte Grafittis, sind Sachbeschädigung. Die Verursacher müssen dafür bestraft werden und für den Schaden aufkommen.

"Schule zu", "Zu 2020", "See zu":
Eigentlich war es ja zu erwarten, dass die große weiße Fläche am Pflanzenhaus (während der LGS der Landespavillion) förmlich zu Schmierereien einlädt. Da man davon ausgehen kann, dass es dort auch nach einer Säuberung schnell wieder verunstaltet wird, wäre die Beauftragung vom professionellen "Graf Itty" eine gute Idee. Er findet sicherlich ein schönes Motiv, das die verbaute Seesicht -wenigstens gemalt- wieder sichtbar macht.

Montag, 15. Juni 2020

Mit Kanonen gegen Kleingärtner

Vor fast 500 Jahren tobte auch in süddeutschen Landen der sogenannte Bauernkrieg: Bauern und Bergleute erhoben sich gegen die Obrigkeiten, denen die akuten sozialen Mißstände eher gleichgültig waren. Die Aufstände wurden meist blutig niedergeschlagen. Die Bauern hatten mit den "Zwölf Artikeln von Memmingen" erstmals Forderungen aufgestellt, die als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten.


Bauernkrieg vor 500 Jahren: Mit Kanonen gegen Bauern
Ganz so schlimm ist es heute zum Glück nicht mehr. Doch wenn man im SÜDKURIER lesen muss, dass die Überlinger Verwaltung sozusagen mit "rechtlichen Kanonen" auf einen Kleingärtner schießt, muss man doch hinterfragen, ob die Wahl der Mittel dem tatsächlichen Verschulden angepasst ist. Dazu müssen wir in der Geschichte einige Monate zurückblättern. Bereits vor Jahren, schon unter OB Frau Becker, wurde beschlossen, frei werdende Kleingartenanlagen nicht mehr neu zu verpachten. Im November 2019 stellte die BÜB+ im Gemeinderat den Antrag, diesen Beschluss aufzuheben und freie Kleingärten zu verpachten. In dieser Sitzung kam dann -eher unerwartet- die Information der Verwaltung, dass für den Bereich der St. Leonhardswiesen ein Bebauungsplan aufgestellt werden solle und deshalb eine Neuverpachtung nicht sinnvoll sei. Wir wissen, was aus diesem Plan wurde: Der gewünschte Bebauungsplan wurde entgegen den Erwartungen deutlich abgelehnt. Auf jeden Fall wird die BÜB+ den damaligen Antrag auf Wiederverpachtung der freien Flächen erneut stellen.

Warum aber wird von der Verwaltung nun so massiv gegen einen hochbetagten Kleingärtner vorgegangen, der nichts anderes getan hat, als freie Kleingärten ihrem eigentlichen Zweck zuzuführen: Er pflanzte dort Kartoffeln an, die er kostenlos an Bedürftige und Kunden der Tafel verteilte. Ja, sicher: Das Recht ist in diesem Fall vermutlich auf der Seite der Verwaltung. Doch gibt es nicht auch ein moralisches Recht auf zivilen Ungehorsam, wenn die eigentlich im Bundeskleingartengesetz festgelegte Zweckbestimmung eines Kleingartens von der Stadt grob missachtet wird? Wenn durch diese Aktion eigentlich gar Niemandem geschadet wird, der beklagte Rentner sich nicht bereichert hat? Das Kleingartengesetz verlangt dort den Anbau von Gemüse, Obst und Blumen, nicht aber die Anlage von durch die Stadt aufwändig zu pflegenden Rasenflächen. Nachfrage nach Kleingärten gibt es genügend: Die vom Hofgut Rengoldshausen bereitgestellten Flächen waren kurzfristig alle vergeben.

Wir bitten die Verwaltung, diesen "Überlinger Bauernkrieg" umgehend zu beenden. Bis der entsprechende Antrag der BÜB+ im Gemeinderat behandelt wird, sollte es möglich sein, einen Friedensvertrag zu schließen und die Klage zu stoppen, die bei Zuwiderhandlung eine Strafe von immerhin 2500 Euro fordert. Die Forderung auf Entfernung der Kartoffelpflanzen und erneuter Einsaat von Gras muss ebenfalls zurückgestellt werden. 

Freitag, 12. Juni 2020

Ein bisschen wie in Schilda

Das fensterlose Rathaus in Schilda, Licht in Säcken sollte Erhellung bringen
Kennen Sie die Legende von Schilda und den Schildbürgern, aufgezeichnet von Erich Kästner? Dort plante man zum Beispiel ein neues Rathaus und wunderte sich nach Fertigstellung dann, dass man sich innen nur immer anrempelte, sich gegenseitig auf die Füße trat: Weil es drinnen stockfinster war. 

Denn man hatte schlicht keine Fenster geplant, das bemerkte dann erst der Schneidermeister. Er und andere Bürger wurden beauftragt, das erhellende Licht in Säcken in das Verwaltungshaus zu tragen. Wir wissen, das klappte auch nicht so gut. Besser wäre es vielleicht gewesen, wenn man ihn und die anderen Bürger schon vorher bei der Planung beteiligt hätte, sicherlich wäre der Planungsfehler früher aufgefallen.

Parkplatz ohne Zufahrt: Gesperrt wegen Anwohnerklagen
Ein wenig wie in Schilda ist es auch in Überlingen: Da wurde jahrelang ein Standort nach dem anderen für einen dringend notwendigen zentrumsnahen Motorradparkplatz geplant, nachdem der Platz am Mantelhafen kurzfristig geschlossen wurde. Kein Standort konnte bisher realisiert werden, weil man nicht mit den Anwohnern gerechnet hatte, denen das vor Tür und Garten zu laut ist und die dagegen schließlich per Petitionen und Klagen vorgingen. In einem weiteren Fall ging es dann nicht, weil man bei der Planung schlicht übersehen hatte, dass dies auf der vorgesehenen Fläche  wegen einer eingetragenen Grunddienstbarkeit nicht zulässig war. Aktuell geht es um den früheren "Rabengarten", ein idyllisches Plätzchen unter Kastanien am Fuß der Kesselbachstraße. Ausgeguckt, fix geplant, von Bau-Wörner gepflastert, abgesperrt. Warum? Weil man auch hier wieder nicht schon vor Planungsbeginn mit den betroffenen Anwohnern gesprochen, diese so vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Zwei Petitionen und eine Klage sind anhängig.

Der Schreiber dieser Zeilen ist selbst Motorradfahrer. Er weiß, dass man unterwegs auf Tour froh ist, einen Parkplatz zu finden. Aber auch, dass man sich mit seinem persönlichen Freizeitvergnügen oft genug mehr als unbeliebt macht. Nur wenige Biker sind so vollkommen rücksichtlos, lassen die schweren Maschinen aufbrüllen, bevor man meist gruppenweise durch die engen Straßen donnert. Aber diese wenigen machen das Image aller Motorradfahrer kaputt. Die Biker, die Rücksicht nehmen, die leiser anfahren und nicht dröhnend durch die Dörfer heizen, sind die Leidtragenden von Widerstand und Verboten.

Mit Sicherheit wäre längst eine Lösung für einen Motorradparkplatz gefunden, wenn man das Thema mit Anliegern und Bikern diskutiert hätte. Dann wäre man vielleicht auf die Idee gekommen, den Streifen bei den -fast nie genutzten- Tischen zwischen Wiestorstraße und Zimmerwiese zu nutzen. Dort gibt es keine Anlieger, die belästigt werden. Zufahrt von der Wiestorstraße aus, auch über den wenig genutzten Gehweg hinweg, sollte möglich sein. Wenn nicht, dann könnte die Aufgabe einiger PKW Plätze auf der Zimmerwiese entlang der Wiestorstraße eine andere Möglichkeit sein. Der Parkplatz könnte schon lange fertig gestellt sein, Anwohner und Biker wären zufrieden.

Und was wird nun mit dem teuer umgestalteten Rabengarten, wenn Klage und Petitionen Erfolg haben? Wie die BÜB+ schon früher mal vorgeschlagen hatte, wäre hier ein optimaler Platz für Fahrräder, mit Ladestationen für eBikes und für die immer mehr kommenden eRoller. Die beherrschen in Asien bereits die Innenstädte. Dagegen wird sich mit Sicherheit kein Anwohner sperren, die sogar gegen die Nutzung von kleinvolumigen Motorrollern keine Einwände hätten.

Reden und planen wir miteinander. Vorher! So, wie es die Schweizer uns erfolgreich vormachen: Mit den Bürgern beraten, diskutieren, abstimmen, bauen. Die BÜB+ steht für Bürgerbeteiligung und Information.


Freitag, 5. Juni 2020

Sommertheater

Dank Förderverein: Sommertheater 2019
Noch ist es für einige Tage Frühling, ein wirklich schöner dazu. Der Sommer naht und mit ihm das Sommertheater. Nein, keine Sorge, wir schreiben jetzt nicht von einem Sommertheater, sondern von dem Sommertheater.

Das Theater, das seit vielen Jahren die Theaterfreunde in Überlingen erfreut. Ok, zugegeben, mal mehr, mal weniger. Aber Theater ist Kunst und da kann man sich in der Bewertung auch mal drüber uneinig sein. Nicht streiten, oder zumindest nicht abstreiten, darf man das bewundernswerte Engagement des Fördervereins Sommertheater, der jedes Jahr unglaublichen Ehrgeiz aufbringt und keine Mühen scheut, diese schöne Tradition am Leben zu halten. Das muss jetzt vorab mal deutlich gesagt werden.

Denn das Sommertheater soll neu konzipiert werden. In der letzten Sitzung des Kulturausschusses wurden vier Bewerbungen für ein neues Konzept vorgestellt. Zwei davon werden in der nächsten Gemeinderatssitzung erneut diskutiert und dann wird beschlossen, wer zum Zuge kommt. Für die BÜB+ kommt eigentlich nur die Bewerbung von Simeon Bläsi in Frage, der nicht nur die Erfahrung hat, sondern ausdrücklich gewillt ist, mit dem Förderverein Sommertheater (der übrigens etwa 300 Mitglieder hat) zusammen zu arbeiten. Er könnte möglicherweise auch auf das Theater Lindenhof in Meichingen zurückgreifen, das sich ebenfalls mit einem überzeugenden Konzept vorgestellt hatte. Der Förderverein schätzt nach eigenen Angaben dieses Theater sehr, das zudem auch über Landeszuschüsse finanziell sicher aufgestellt ist. Dass sich das Theater Lindenhof eine mindestens dreijährige Laufzeit des Vertrages wünscht ist nachvollziehbar, aber eigentlich auch nur von Vorteil für Überlingen: Nicht, dass wir im nächsten Jahr schon wieder vor dem Nichts stehen.

Das zweite zu beratenden Konzept von RAW Event möchte die Veranstaltungsreihe "Kultur im Kapuziner" mit dem Sommertheater verschmelzen, was unserer Meinung nach nicht wünschenswert ist. "Kultur im Kapuziner" ist das Eine, aber unser eher traditionelles Sommertheater eben das Andere. Zumal bei diesem Konzept der Förderverein vermutlich nicht eingebunden wird.

Auf dieses sommerliche Theater, also mit Simeon Bläsi und dem Förderverein - egal, wie und wo es in Coronazeiten und angesichts eines gesperrten Kapuziner stattfinden kann - würde sich die Fraktion der BÜB+ sehr freuen. Vorher wünschen wir allen aber noch einige schöne Ferientage, trotz Distanzregeln und mit Schutzmasken! Allen Unkenrufen und Verschwörungstheoretikern zum Trotz: Diese Maßnahmen haben Erfolg im Kampf gegen das Virus gebracht, das muss so bleiben!