Freitag, 12. Juni 2020

Ein bisschen wie in Schilda

Das fensterlose Rathaus in Schilda, Licht in Säcken sollte Erhellung bringen
Kennen Sie die Legende von Schilda und den Schildbürgern, aufgezeichnet von Erich Kästner? Dort plante man zum Beispiel ein neues Rathaus und wunderte sich nach Fertigstellung dann, dass man sich innen nur immer anrempelte, sich gegenseitig auf die Füße trat: Weil es drinnen stockfinster war. 

Denn man hatte schlicht keine Fenster geplant, das bemerkte dann erst der Schneidermeister. Er und andere Bürger wurden beauftragt, das erhellende Licht in Säcken in das Verwaltungshaus zu tragen. Wir wissen, das klappte auch nicht so gut. Besser wäre es vielleicht gewesen, wenn man ihn und die anderen Bürger schon vorher bei der Planung beteiligt hätte, sicherlich wäre der Planungsfehler früher aufgefallen.

Parkplatz ohne Zufahrt: Gesperrt wegen Anwohnerklagen
Ein wenig wie in Schilda ist es auch in Überlingen: Da wurde jahrelang ein Standort nach dem anderen für einen dringend notwendigen zentrumsnahen Motorradparkplatz geplant, nachdem der Platz am Mantelhafen kurzfristig geschlossen wurde. Kein Standort konnte bisher realisiert werden, weil man nicht mit den Anwohnern gerechnet hatte, denen das vor Tür und Garten zu laut ist und die dagegen schließlich per Petitionen und Klagen vorgingen. In einem weiteren Fall ging es dann nicht, weil man bei der Planung schlicht übersehen hatte, dass dies auf der vorgesehenen Fläche  wegen einer eingetragenen Grunddienstbarkeit nicht zulässig war. Aktuell geht es um den früheren "Rabengarten", ein idyllisches Plätzchen unter Kastanien am Fuß der Kesselbachstraße. Ausgeguckt, fix geplant, von Bau-Wörner gepflastert, abgesperrt. Warum? Weil man auch hier wieder nicht schon vor Planungsbeginn mit den betroffenen Anwohnern gesprochen, diese so vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Zwei Petitionen und eine Klage sind anhängig.

Der Schreiber dieser Zeilen ist selbst Motorradfahrer. Er weiß, dass man unterwegs auf Tour froh ist, einen Parkplatz zu finden. Aber auch, dass man sich mit seinem persönlichen Freizeitvergnügen oft genug mehr als unbeliebt macht. Nur wenige Biker sind so vollkommen rücksichtlos, lassen die schweren Maschinen aufbrüllen, bevor man meist gruppenweise durch die engen Straßen donnert. Aber diese wenigen machen das Image aller Motorradfahrer kaputt. Die Biker, die Rücksicht nehmen, die leiser anfahren und nicht dröhnend durch die Dörfer heizen, sind die Leidtragenden von Widerstand und Verboten.

Mit Sicherheit wäre längst eine Lösung für einen Motorradparkplatz gefunden, wenn man das Thema mit Anliegern und Bikern diskutiert hätte. Dann wäre man vielleicht auf die Idee gekommen, den Streifen bei den -fast nie genutzten- Tischen zwischen Wiestorstraße und Zimmerwiese zu nutzen. Dort gibt es keine Anlieger, die belästigt werden. Zufahrt von der Wiestorstraße aus, auch über den wenig genutzten Gehweg hinweg, sollte möglich sein. Wenn nicht, dann könnte die Aufgabe einiger PKW Plätze auf der Zimmerwiese entlang der Wiestorstraße eine andere Möglichkeit sein. Der Parkplatz könnte schon lange fertig gestellt sein, Anwohner und Biker wären zufrieden.

Und was wird nun mit dem teuer umgestalteten Rabengarten, wenn Klage und Petitionen Erfolg haben? Wie die BÜB+ schon früher mal vorgeschlagen hatte, wäre hier ein optimaler Platz für Fahrräder, mit Ladestationen für eBikes und für die immer mehr kommenden eRoller. Die beherrschen in Asien bereits die Innenstädte. Dagegen wird sich mit Sicherheit kein Anwohner sperren, die sogar gegen die Nutzung von kleinvolumigen Motorrollern keine Einwände hätten.

Reden und planen wir miteinander. Vorher! So, wie es die Schweizer uns erfolgreich vormachen: Mit den Bürgern beraten, diskutieren, abstimmen, bauen. Die BÜB+ steht für Bürgerbeteiligung und Information.


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