Das Schloss von Chantilly |
Unvergesslich beim Festakt in Chantilly die Ansprache von Fritz Zugmantel, der unter anderem in herrlichstem allemannischen Dialekt zu erklären versuchte, warum die Schwertletänzer einen Zweig Rosmarin am Revers tragen und wie und warum ein Hänsele "juckt". Der arme französische Dolmetscher fragte dann extra nach, wie er das denn bitte übersetzen solle.
Bad Schandau an der Elbe |
Warum ich das alles schreibe? Weil der aktuelle Zustand der Partnerschaften gefühlt für mich eher traurig ist. Es gibt kaum mehr Schul- und Vereinskontakte und selbst die Jubiläumsfeier zum 30jährigen mit Chantilly wurde in Überlingen heimlich und nichtöffentlich begangen. Ich erfuhr erst davon, als die französischen Freunde schon wieder abgereist waren. Zum 25jährigen Jubiläum mit Bad Schandau gab es wenigstens noch eine gemeinsame Busfahrt in die sächsische Schweiz. Trotzdem: Würde man heute auf der Straße nach den Namen unserer Partnerstädte fragen, gäbe es vermutlich viele fragende Blicke.
Städtepartnerschaften leben nur durch Kontakte der Zivilgesellschaft, durch Vereine, Schülergruppen und engagierte Einzelpersonen. Und die Partnerstadt muss erreichbar sein für diese Gruppen. Da genügt es nicht, wenn sich ein Mal im Jahr vielleicht die Bürgermeister treffen. Städtepartnerschaften brauchen das Engagement der Bürger, eine reine Verwaltungspartnerschaft ist sinnlos.
Und da fragt man sich nun, warum jetzt eine Stadt in England ins Spiel kommt. Epsom ist rund 1000km entfernt, dazwischen liegt trennend der Ärmelkanal. In nichtöffentlicher (!!) Sitzung hat der Gemeinderat angeblich bereits im September 2018 sein "go" an OB Zeitler gegeben, die Bürger erfahren davon erst jetzt.
Was verbindet uns mit Epsom, welche Kontakte -außer einem gemeinsamen Chorkonzert in Chantilly- gibt es? Wer war denn schon mal dort, wer umgekehrt aus Epsom war schon hier? Lief das -wenn überhaupt - auch nichtöffentlich?
Ja, ich bin ein Fan von Städtepartnerschaften, ich finde sie gut und aus dem europäischen Gedanken heraus sehr wichtig. Aber sollten wir nicht erst mal die bestehenden Partnerschaften wieder zum Leben erwecken, durch Besuche in beide Richtungen, an denen auch die interessierten Bürger teilnehmen dürfen? Wenn das erreicht ist, mache ich nach 32 und 29 Jahren sehr gerne auch bei einer neuen Städtepartnerschaft wieder mit. Aber nur öffentlich für alle.
Dirk Diestel
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