Mittwoch, 2. November 2016

Ein offener Brief an den Minister Hauk

Sehr geehrter Herr Minister Hauk,

Ihre Worte anlässlich des 1. Spatenstiches für die Landesgartenschau 2020 in Überlingen haben hier eine große Verärgerung verursacht, insbesondere, weil sie im amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Überlingen nun auch noch zitiert und damit einem größeren Kreis bekannt gemacht wurden.

Die Bürgergemeinschaft für Überlinger Bäume , BÜB, schreibt Ihnen den beigefügten offenen Brief.

1. Spatenstich zur LGS in Überlingen
 
Sehr geehrter Herr Minister Hauk!
Nachdem dankenswerterweise nicht mal der Südkurier in seiner Berichterstattung über
Ihre furchtbaren verbalen Entgleisungen berichtet hatte, hatte die BÜB zunächst
verzichtet, darauf einzugehen. Obwohl wir von Ihren Äußerungen entsetzt waren und es
auch sehr bedauerlich fanden, dass sowohl Frau OB Becker und weitere Redner in ihren
Ansprachen diese Worte nicht korrigierend zurecht gerückt hatten. Nun aber wurden
Ihre Anschuldigen wortgetreu im amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Überlingen
zitiert, womit sie nicht nur einem kleinen überschaubaren Festpublikum beim
Spatenstich, sondern allgemein bekannt werden. Bisher wurde die Diskussion um den
Erhalt der Bäume bis auf wenige Ausnahmen sehr sachlich geführt. Diese Sachlichkeit
haben Sie mit Ihren beleidigenden Aussagen und Frau Becker mit deren
Veröffentlichung verlassen.
Es zeugt von wenig Sachkenntnis, wenn Sie den Bürgerentscheid von 2013 Pro oder
Contra LGS als „Volksentscheid“ bezeichnen. Gerade Sie sollten den Unterschied
kennen, besonders, wenn Sie die Demonstranten gegen S21 mit den engagierten
Bürgern von Überlingen vergleichen.
Absolut unakzeptabel aber sehen wir Ihren Vergleich der 3500 Überlinger Bürger, die
in nur gut 2 Wochen für den Erhalt der denkmalgeschützten Platanenallee
unterschrieben haben, mit den unsäglichen Äußerungen des Donald Trump in den USA.
Auch die Herren Erwin Teufel und Martin Walser, die sich ausdrücklich für den Erhalt
der Bäume einsetzen, werden von Ihnen somit verunglimpft. Was haben Sie für ein
Demokratieverständnis, Herr Minister? Bürgerbegehren und ein beantragter
Bürgerentscheid sind mit die urdemokratischsten Rechte, die unsere Verfassung und
unsere Gesetze den Bürgern bietet! Es ist unfassbar, dass Sie die kritischen Überlinger
Bürger mit diesem in der Tat undemokratischen Kandidaten und seinem Verhalten
gleich setzen!
Sie (und damit wegen ihrer unkommentierten Veröffentlichung im amtlichen
Mitteilungsblatt auch Frau OB Becker) haben nicht nur die einmalige Chance versäumt,
mit Gesten oder Worten auf die Bürger in Überlingen zuzugehen. Im Gegenteil, Sie haben
Sprengstoff auf ein bisher verhalten brennendes Feuer gelegt und damit den Graben
durch die Überlinger Gesellschaft noch vertieft.
Herr Minister Hauk,
in Ihrer Ansprache behaupteten Sie, dass die Platanen krank seien und ohnehin bald
absterben würden. Wir fragen uns, woher Ihre Fachkenntnis stammt. Zumindest scheint
Ihnen das Gutachten des vereidigten Sachverständigenbüros Siegert nicht vorgelegt
worden zu sein. In dem nämlich wird allen Platanen eine langfristige Zukunft attestiert.
Und die wird sich noch verbessern, wenn erst der Asphalt der zu verlegenden Straße
entfernt ist. Dieser stimmen wir nämlich uneingeschränkt zu, wir wollen nur, dass die
armen Radfahrer statt eingeengt schattenlos zwischen der Bahn und der verlegten
Straße viel schöner unter den herrlichen Alleebäumen radeln können.
Und zum Schluss werde ich auch noch etwas polemisch. Sie sagten „Sorry, die Platanen
sind keine heimische Baumart“, obwohl die doch seit hunderten Jahren auch in Mittel- und
sogar Nordeuropa heimisch* sind. Überlingen verdankt seinen Namen als das
„Nizza am Bodensee“ diesen Platanen! Und sie meinen es tatsächlich so, wenn Sie sagen,
dass es vollkommen anders zu beurteilen wäre, wenn es sich um deutsche Linden oder
Eichen handeln würde? Herr Minister, wir fragen Sie, ob das Pegida und AfD Motto
„Ausländer raus“ jetzt auch schon für Bäume gilt? Egal, was sie seit 120 Jahren für
unsere Umwelt leisten?
Nebenbei: Wenn Sie sich schon für heimische Bäume einsetzen, warum dann lassen Sie
es zu, dass eine am See einmalige historische Trockenmauer von 1895 , gesetzt aus
heimischem Rorschacher Sandstein, durch einen „Westwall“ aus italienischem Granit
ersetzt wird?
Die Mitglieder der Bürgergemeinschaft für Überlinger Bäume sind übrigens nicht
„Landesgartenschaugegner“, wie Sie und andere behaupteten. Ganz im Gegenteil, wir
respektieren den 2013er Bürgerentscheid Pro LGS ohne Vorbehalt. Aber wir wollen,
dass diese Landesgartenschau nicht auf Kosten von 160 wunderbaren alten Bäumen
veranstaltet wird.
Wir erwarten nicht, dass Sie sich bei den mindestens 3500 Überlinger Bürgern und den
Herren Erwin Teufel und Martin Walser für Ihre schlimmen Worte entschuldigen. Aber
vielleicht denken Sie mal darüber nach, ob nicht Kooperation der bessere Weg statt
Konfrontation sein sollte. Im Interesse einer erfolgreichen LGS 2020.
Mit freundlichen Grüßen aus Überlingen
Bürgergemeinschaft für Überlinger Bäume BÜB

* Ganz aktuell in Berlin: Den ersten Preis im Architektenwettbewerb für den Neubau
des „Museums der Moderne“ erhielt ein Büro, dass den ganzen Neubau rund um alte
Bäume erstellen will. Es sind Platanen.
Und hören sie sich bitte mal die wirklich berühmte Arie des Xerxes „Ombra mai Fu“ von
Händel an: Xerxes singt Loblieder auf Platanen. https://youtu.be/N7XH-58eB8c

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