Alle Stromanbieter übertreffen sich aktuell in ihrer Werbung, wie grün und ökologisch der von ihnen angebotene Strom ist. Wenn man allen diesen Angaben Glauben schenken kann, wären schon jetzt alle Kohle- und Atomkraftwerke unnötig in Betrieb, der CO2 freie Ökostrom deckt alles ab. Ein Beispiel für etwas ungenaue Werbung liefert aktuell ein großer Discounter, der prominent im Prospekt Ökostrom über den Versorger Pfalzwerke Ludwigshafen anbietet. Wir wollten das mal einem Faktencheck unterziehen und fanden erstaunliche Ergebnisse.
Der EEG Anteil
Energieversorger werben gerne mit einem hohen Anteil an grünen Strom in
ihrem Tarif, wenn man das Tortendiagramm auf der Stromabrechnung
betrachtet. Leider sind solche Aussagen oft noch lange keine Garantie
dafür, dass der Anbieter wirklich viel eigenen Ökostrom in seinem
Strommix beschafft hat. Die meisten Versorger können tatsächlich durch
die dargestellte EEG-Umlage einen viel größeren Anteil an Kohle- oder
Atomstrom - und damit geringeren Anteil an Ökostrom - in ihrem beschafften Portfolio haben, als es im offiziellen
Strommix sichtbar wird.
Was ist der EEG Anteil? Der Prozentsatz Strom aus „Erneuerbare Energien finanziert aus der EEG-Umlage" spiegelt den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland wieder, und wird von den Kunden direkt über die EEG-Umlage finanziert. Dieser EEG-Anteil beträgt bei vielen Versorgern fast 53%, auch wenn die Versorger diesen Strom möglicherweise gar nicht kaufen und auch nicht an den Kunden verkaufen.
Mit Ausweisung des EEG-Anteils wird der tatsächliche Anteil an Strom aus Kohle, Gas, anderen fossilen Energieträger und Atom in der Stromkennzeichnung durch die gesetzliche Vorgabe künstlich kleingerechnet. Man kann aber ausrechnen, wie der Strommix des von ihrem Versorger beschafften Stroms wirklich aussieht. Achtung: Mit EEG Umlage geförderter Strom darf nicht als Ökostrom vermarktet werden!
Mit Ausweisung des EEG-Anteils wird der tatsächliche Anteil an Strom aus Kohle, Gas, anderen fossilen Energieträger und Atom in der Stromkennzeichnung durch die gesetzliche Vorgabe künstlich kleingerechnet. Man kann aber ausrechnen, wie der Strommix des von ihrem Versorger beschafften Stroms wirklich aussieht. Achtung: Mit EEG Umlage geförderter Strom darf nicht als Ökostrom vermarktet werden!
Der Strommix der Anbieter
Geben wir also auf der Seite des Ökostromzertifizierers OK mal ein, wie zum Beispiel die über den Discounter beworbenen Pfalzwerke dort abschneiden: In 2018 wurden 20.000MWh zertifiziert, in 2019 nur noch 18.500MWh. Aber welchen Anteil macht das aus?
Das erfährt man z.B. auf der Seite von Lichtblick, die alle erreichbaren Stromanbieter entsprechend dem individuellen Strommix analysiert hat. Für die Pfalzwerke sieht das dann so aus:
Strommix ohne EEG Anteil: Nur 8% Anteil erneuerbarer Energien beim Pfalzwerk, 92% aus Kohle und Atom |
Man kann dieses Ergebnis nun mal mit den Werten unseres regionalen Anbieters, den Stadtwerken am See vergleichen. Diese hatten laut OK Power in 2018 einen Zukauf an zertifiziertem Strom von 26.367MWh, in 2019 nur noch 13.000MWh. Der Strommix sieht so aus:
SWSee Strommix ohne EEG Anteil: Immerhin 28% Ökostrom, 72% aus Kohle und Atom |
Aber es gibt auch tatsächlich leuchtende Beispiele von Anbietern, die volle 100% Ökostrom anbieten: Zum Beispiel die EWS-Schönau im Schwarzwald. Da sieht der Strommix dann so aus:
EWS-Schönau Strommix mit und ohne EEG Anteil: 100% Ökostrom |
Ich bin noch Kunde bei den Stadtwerk am See. Ich werde aber kündigen und zu den EWS- Schönau wechseln. Ich bin mir sicher, dass viele enttäuschte Bürger auch diesen Weg gehen. Das Stadtwerk am See gibt viel Werbegeld aus, um den Eindruck zu erwecken mit grünem Strom der Klimakrise entgegen wirken zu wollen. Die beste und glaubwürdigste Chance uns davon zu überzeugen, hat man mit dem Verhalten zum Speicherkraftwerk am Andelshofer Weiher vertan und regelrecht "zugeschüttet". Die Bürger werden reagieren und das Verhalten unseres lokalen Energieversorgers wird bestraft werden. Und das ist auch gut so!
AntwortenLöschenLieber Herr Jakob, in der Tat muss sich jeder Bürger heute fragen, was nicht nur für ihn persönlich, sondern für die Umwelt das Beste ist. Dazu kann durchaus ein Anbieterwechsel gehören. Aber dann unbedingt auch die Gründe kund tun, damit die "verlassenen" Anbieter wissen, warum man so entschieden hat.
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