Siehe auch: (Das war) die Trockenmauer
Der Brief im vollen Wortlaut:
Landesgartenschau
2020, Uferpark West Überlingen,
Appell zum Erhalt des noch
bestehenden Restes der historischen Trockenmauer aus Rorschacher Sandstein
Offener Brief
Sehr geehrte(r)
Damen und Herren
Fraktionssprecher des Gemeinderates der Stadt Überlingen,
Herr Oberbürgermeister Jan
Zeitler,
Herr Lothar Riebsamen,
MdB,
Herr Klaus Hoher, MdL,
Herr Martin Hahn, MdL,
Frau Gisela Erler,
Staatsrätin Land Baden-Württemberg,
Frau Martina Goerlich,
LDA Tübingen
Herr Prof. Michael Goer,
RP Tübingen,
Herr Prof. Dr. Claus Wolf,
RP Stuttgart,
Frau Edith Heppeler, LGS
GmbH,
Herr Roland Leitner, LGS
GmbH,
Frau Marianne Mommsen,
Architektin,
Herr Hartmut Walter,
NABU,
Herr Tim Günther, BUND Überlingen,
Herr Tim Günther, BUND Überlingen,
Damen und Herren der Presse von
Südkurier, Schwäbische Zeitung, SüdWest Presse, Stuttgarter Z, SWR Radio und Fernsehen, Süddeutsche Z, Wochenblatt,
Der größte Teil der historischen gestuften Trockenmauer aus
Rorschacher Sandstein, errichtet um 1895 zum Schutz der Bahnanlagen der
Bodenseegürtelbahn, ist im Zuge der
Baumaßnahmen für die Landesgartenschau 2020 bereits zu Gunsten der
Uferabflachungen entfernt worden. Lediglich ein kleiner Abschnitt von
schätzungsweise 20 Metern -im Bereich der zwei großen Linden am ehemaligen
Taucherplatz- ist noch erhalten. Zum Schutz der Baumwurzeln ist in diesem
Bereich die Entfernung der Sandsteinmauer nicht möglich, stattdessen ist hier
eine Vorschüttung mit großen Granitblöcken aus Südtirol in den See hinein
geplant. Damit wäre dann vollständig ein bedeutendes Stück Überlinger
Ufergeschichte unwiederbringlich verloren.
In 2016 haben innerhalb von nur gut 2 Wochen etwa 3400 Überlinger
Bürger für den Erhalt dieser Mauer und der darüber befindlichen Platanenallee
unterschrieben. Das waren fast dreimal mehr Unterschriften, als für ein
Bürgerbegehren notwendig gewesen wären. Die Umstände um die kompromisslose
Ablehnung eines Bürgerbegehrens durch den Gemeinderat und die damalige Oberbürgermeisterin haben eine tiefe Spaltung in der Bevölkerung verursacht,
noch heute sind viele Bürger verärgert und von der Politik enttäuscht. Eine
überdurchschnittlich ausgeprägte Ablehnung aller LGS Aktivitäten ist
wahrnehmbar.
Mehrfach hat Herr Oberbürgermeister Jan Zeitler zum Ausdruck
gebracht, dass er sich um ein „Aufeinanderzugehen im Interesse einer
erfolgreichen Landesgartenschau“ bemühen will, zuletzt in seiner
Neujahrsansprache anlässlich des Bürgerempfangs im Kursaal. Der kleine noch
bestehende Rest der Trockenmauer würde dafür einen idealen Anlass bieten.
Wir bitten den Gemeinderat, die Stadt, die LGS GmbH und natürlich die Architektin als
Entscheidungsträger zu prüfen, wie dieses optisch sehr ansprechende Stück
Trockenmauer sinnvoll in die Gesamtgestaltung des neuen Ufers integriert werden
kann. Alle Empfänger unseres Appells bitten wir, ihren Einfluss in diesem Sinne
geltend zu machen.
Das Stück Trockenmauer könnte sogar ein Ausstellungsobjekt sein; mit
Hinweisen auf die phantastischen, heute nahezu verlorenen handwerklichen
Fähigkeiten unserer Vorfahren. Das Mitte des 19.Jahrhunderts durch Aufschüttung
gewonnene Land ohne jeden Beton und nur mit kunstvoll aufeinander gestapelten
heimischen Natursteinen zu schützen, wäre heute handwerklich wie finanziell
kaum mehr zu realisieren.
Da von der
Bahnhofstraße bis östlich der Goldbacher Kapelle über 800m Ufer „renaturiert“
wurden, ist der Verlust von 20 Metern nicht renaturierten Ufers marginal und
stellt kein Argument für die Notwendigkeit der geplanten Vorschüttung dar.
Dieses ganz symmetrisch in der Mitte des Uferparks befindliche Reststück der
Trockenmauer - die eigentlich als ein Bestandteil der als Kulturdenkmal
geschützten Bodenseegürtelbahn zu sehen ist -
zu verschütten, wäre so eigentlich eher als eine „Denaturierung“ zu
sehen.
Es gibt aber auch bedeutende ökologische Gründe, dieses Stück Mauer
zu erhalten:
Nur etwa 6-7 Meter seewärts fällt genau in diesem Bereich das
Unterwassergelände etwa 30 Meter senkrecht ab, so wie es landseitig senkrecht
ansteigt. In diesem Steilwand- und im vorgelagerten Flachwasserbereich haben
sich nach Untersuchungen der Uni Stuttgart mit dem Leibniz Institut für Braunschweig sehr seltene Süßwasseralgen
angesiedelt, die außer an dieser Stelle nur noch in einem bestimmten bayrischen
Bergsee nachgewiesen werden können. Diese Algen sind praktisch die Gegenstücke
unter Wasser zu den seltenen Bodensee Vergissmeinnicht, die mühsam im neuen
Uferbereich angesiedelt werden sollen. Selbst eine Vorschüttung der
Trockenmauer von nur einigen Metern Richtung See -und damit dann gefährlich nah
an der Steilkante- bedeutet eine große Gefahr für diese seltenen Algenformen,
jeder herabstürzende Stein kann sie vernichten.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir appellieren erneut, sich unseren
Argumenten nicht zu verschließen. Bitte nutzen Sie im Interesse einer für
Überlingen erfolgreichen Landesgartenschau neben der Chance zu einer
Handreichung an die enttäuschten Bürger - einer Geste des von Ihnen gewünschten
„Aufeinanderzugehens“ - die Möglichkeit,
mit dem Rest dieses historischen Bauwerks eine sichtbare Attraktion für die
Landesgartenschau zu erhalten, aber auch für die Bürger der Stadt nach der LGS.
Wir stehen sehr gerne und jederzeit für persönliche Gespräche zur
Verfügung.
Die angehängten Fotos zeigen genau den Bereich der Trockenmauer, der
noch vorhanden ist.
Mit freundlichen Grüßen
BÜB+
Sprecher und Sprecherrat
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