Kann man seine Wortwahl gegen die BÜB+ und die gleichzeitig massive Schelte an die Lokalredaktion nun einfach als "halt seine Form der öffentlichen Rache" abtun? Darf das Narrenkonzert eine Bühne für rein persönliche Abrechnungen sein? Sollte man es einfach ignorieren?
Nicht nur die BÜB+ wurde massiv, dafür reichlich humorlos, angegriffen. Auch Stadtpfarrer Bernd Walter musste in einem weiteren Stück einiges aushalten. Das Lachen und der Applaus der Gäste war für diese beiden Stücke auffällig begrenzt und verhalten. Darf Narrenfreiheit so weit gehen, dass Menschen verbal persönlich verletzt werden?
"Dass ein Witz auch einmal auf die eigenen Kosten geht, kommt vor. Manchmal ist uns dabei jedoch so gar nicht zum Lachen. Möglicherweise wissen wir noch nicht einmal warum, weil: „War doch nur ein Scherz!“ und „Mach Dich doch mal locker!“ Doch wenn ein Witz verletzt, steckt dahinter meist etwas anderes: Eine Beleidigung im Scherz-Pelz." (Zitat von Christina Fischer in "Verbale Attacken")
Wir sind der Meinung: Humor und Witz ist nur solange gut, wie er nicht persönlich beleidigt und nicht die persönliche politische oder religiöse Überzeugung vieler Menschen diffamiert. In den zwei Beiträgen des Narrenkonzertes wurden diese Grenzen unserer Meinung nach deutlich überschritten. Einen "fiktiven" Kardinal "Waller" als einen im Münster saufenden und nur auf seinen eigenen Vorteil bedachten katholischen Geistlichen grundlos so darzustellen, ist genau so eine Grenzüberschreitung, wie auch das gezielte Niedermachen einer demokratisch gewählten politischen Organisation wie die BÜB+. Wir meinen: Das darf man und werden wir nicht einfach ignorieren. Das muss angesprochen werden.
Und da der SÜDKURIER ja auch massiv gescholten wurde, vielleicht, weil er den unfassbaren Brief des Gemeinderates zumindest in Teilen veröffentlichte, hier der wichtigste Satz aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, vor ziemlich genau 60 Jahren anläßlich des berühmten SPIEGEL Urteils geschrieben: „Eine freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates; sie ist für die moderne Demokratie unentbehrlich.“ Man darf hinzusetzen: Auch Narren sollten sich konsequent für die Pressefreiheit einsetzen. In anderen Ländern dürften sie Vieles nicht ungestraft sagen.
Kommentare
Kristin Müller-Hausser, frühere Stadrätin der BÜB+: Ich war und bin gekränkt und verletzt, dass ein Stadtrat seinen Auftritt in der Öffentlichkeit benutzt, um sein selbstverschuldetes, evtl. angeschlagenes Ansehen auf Kosten seiner „Opfer“ zu bereinigen .
Dirk Diestel, früherer Stadtrat der BÜB+: "Niemand sollte einen anders denkenden und handelnden Menschen verbal persönlich angreifen, mit der Absicht, ihn mit Beleidigungen zu verletzen."
Nachtrag
Der Südkurier veröffentlicht am 8.2.23 eine Stellungnahme der Narrenzunft zum im Stück ein "Hitlerbärtchen" tragenden Ulrich Krezdorn. Dies sei kein Hitlerbärtchen, sondern eine Anspielung an Oliver Hardy, der den Dick bei den Komikerfiguren "Dick und Doof" darstellt. Die Narrenzunft distanziert sich ausdrücklich von Nazi Themen.
Wir meinen: Dieses Bärtchen wird in der allgemeinen Wahrnehmung mit Hitler in Verbindung gebracht. Dass auch der deutlich unbekanntere Oliver Hardy so ein Bärtchen zuerst trug, sollte kein Grund sein, ihn heute noch zu tragen, auch nicht zum Spaß. Wir finden das einfach nur doof.
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