Freitag, 26. Oktober 2018

Einwohnerversammlung zum Thema "Wohnen in Überlingen"

Oberbürgermeister Zeitler erklärte in seiner Begrüßung, warum es sich um eine "Einwohnerversammlung" handeln würde, nicht um eine "Bürgerversammlung": Eine Einwohnerversammlung sei es, wenn wichtige Fragen angesprochen werden, die die Einwohner betreffen. Den Unterschied hat der Schreiber dieser Zeilen leider nicht ganz begriffen, es ist auch eher unwichtig. Hauptsache, die Versammlung fand statt. Und es hatten sich neben einigen Mitgliedern des Gemeinderates  und Verwaltungsmitarbeitern auch Einwohner/Bürger eingefunden, geschätzt etwa 50.

Thema war das Überlinger "Wohnbaulandmodell", in dem die Bürger "sich wiederfinden" sollen. Das Thema "Wohnen" beträfe laut OB Zeitler viele Gruppen in der Stadt, womit er sicherlich recht hat. BM Längin führte in das Thema ein, berichtete von dem aktuell 60 Millionen Projekt Schulcampus und dem Forschungsprojekt "Stadtquartier 2050", das sich mit dem Thema klimaneutrale Energieversorgung beschäftigt. Bekanntlich wurde Überlingen mit dem Bauprojekt nördlicher Hildegardring in dieses Projekt aufgenommen, was eigentlich sonst eher an die ganz großen Städte vergeben wird.
Sebastian Dierig informierte über Inklusion

Viele Ideen fürs Kramerareal
Leider gab es keine oder nur ganz wenige Informationen zu den laufenden Projekten Nördlicher Hildegardring und südlich Härlen, wo neben dem neuen Pflegezentrum auch Wohnbebauung geplant ist.  Gerade das aber hätte viele der Anwesenden sehr interessiert.

Der neue Leiter des Stadtplanungsamtes, Thomas Kölschbach, präsentierte hoch interessante Statistiken, die Überlingen im Vergleich zum Bodenseekreis und zum Land darstellten. Unübersehbar das Überlinger  "Loch" in der Altersstatistik: Die Altersgruppe 20-35 Jahre ist vollkommen unterrepräsentiert, die Altersgruppe 50+ dagegen deutlich über dem Durchschnitt. Ergebnisse, die man tagtäglich in Überlingen spürt.
Ein möglicher Schatz für Überlingen: Das Kramerareal

Umfangreich die Ideen für die Gesamtstadt
Wie nun kann die bedrängende Frage der Wohnungsnot, insbesondere "bezahlbarer Wohnungen" für Alleinerziehende und junge 
 
Familien gelöst werden? Die anwesenden Einwohner wurden aufgefordert, an vier Themeninseln ihre Vorstellungen auf Meinungskärtchen zu schreiben. Themeninsel 1 behandelte das Wohnen in der Gesamtstadt, Themeninsel 2 die denkbare Bebauung des Kramer Areals, Themeninsel 3 eine denkbare Bebauung des Gebietes Flinkern an der Owinger Straße. Ein Sonderthema wurde vom Überlinger Beauftragten für Menschen mit Behinderung, Sebastian Dierig, moderiert. Er zeigte  engagiert Möglichkeiten eines gemeinsamen Wohnens von Menschen mit und ohne Behinderung auf.

Die Vorschläge zur Bebauung vom Kramerareal und Gebiet Flinkern waren rein theoretisch: Die Stadt hat dort keinerlei Eigentum an den Grundstücken. Während sich die meisten der Besucher dort grundsätzlich durchaus eine Wohnbebauung unterschiedlichster Art vorstellen können, wiederholten Vertreter der BÜB+ auf den Meinungskarten ihre Forderung, dass vor irgendeiner Änderung des Baurechtes die dortigen Grundstücke entweder im Eigentum der Stadt sein müssen oder eine sogenannte "Satzung zur Abschöpfung von Planungsgewinnen" vorhanden sein muss. Im Zusammenhang mit der bereits geplanten Aufstellung eines Bebauungsplans für das Kramerareal hatte die BÜB+ vorgerechnet, dass sich alleine dadurch der Wert des Geländes vervielfache. Nach dem Vorbild vieler Städte muss Überlingen diesen Planungsgewinn anteilmäßig abschöpfen können. (Siehe unser Bericht vom 4.7.2018 dazu)

Diese Satzung zur Abschöpfung von Planungsgewinnen muss vor allen neuen und künftigen Bebauungsplänen angewandt werden: Aktuell Kramerareal, Langgasse, aber auch kleinere Gebiete, in denen Baurecht hergestellt werden soll.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden in einem groben Überblick kurz die genannten Vorschläge der Bürger vorgestellt, allerdings gab es keine Möglichkeit einer individuellen und vertiefenden Diskussion. Da Veranstaltungen zu diesem Thema aber fortgesetzt werden sollen, besteht da noch Hoffnung.

Fazit der BÜB+
Es war gut, das es endlich mal wieder eine öffentliche Veranstaltung zu städtischen Themen gab. Eine professionellere Vorankündigung des Termins wäre im Interesse einer höheren Besucherzahl sehr wünschenswert gewesen. Vor gut zwei Jahren wurde in mehreren Veranstaltungen mit engagierten Bürgern das ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) erarbeitet. Davon und den vielen wichtigen Ergebnissen auch hinsichtlich Wohnen und Verkehr wurde an diesem Abend leider nicht gesprochen. Insgesamt blieb der Eindruck einer oberflächlichen Veranstaltung, in der viel Theorie, aber mit Ausnahme der Präsentation von Herrn Dierig kaum Praxis angesprochen wurde.

Links zum ISEK Gutachten, dass jedem an Stadtentwicklung interessierten Bürger und der Verwaltung nur wärmstens empfohlen werden kann:
ISEK Gutachten Teil 1
ISEK Gutachten Teil 2

2 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Schließe mich der Bewertung grds. auch an !

    Wichtig ist nämlich auch was NICHT erwähnt wurde. (z.B. Aktuelle Bausünden /Genehmigungen, Langgasse, Oberried V, Südlich Härlen, nichtige BBPe, Quartier Ausnahmen etc.) !

    Interessant waren aber auch persönliche Gespräche an den 4 Projektinseln mit Insidern, Sachverständigen, Gemeinderäten z.B. zum Kramer Areal.

    Die Krönung war aber eine kleine Runde nach Ende der Veranstaltung mit BGÜ GF Ressel u. Projektleiter Eisenhuth zum Projekt Hildegardring.

    Dabei kam auch raus, dass Hr. Eisenhuth den Zuschlag für das EFH Turmgartenweg 14, (am Friedhof) erhalten hatte (Bieterverfahren der StÜ). Neubau ist schon im Gange - Erstaunlich schnell für Überlinger Verhältnissse !!!

    Wir werden natürlich den gesamten Prozess der Wohnbau Entwicklung kritisch begleiten und verfolgen.

    Ergebnisse und Vortrag von Kölschbach (PowerPoint Folien) werden Online gestellt. (Sehr wertvolle Daten und Fakten). Konnte ich aber bislang noch nicht finden !
    H. Schappeler

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